Das letzte Land von Svenja Leiber – Hörbuch
Ruven Preuk ist anders, ganz anders als alle in dem holsteinischen Dörfchen, wo er zu Beginn des letzten Jahrhunderts als Sohn das Stellmachers aufwächst. Ein Synästhetiker, der beim Sehen Melodien hört und beim Hören Farben sieht – und der den Teufel tut, davon zu erzählen, er ist ja schon Außenseiter genug. Seine musikalische Begabung wird dann doch entdeckt, als er von einem fahrenden Musikanten eine kleine Geige geschenkt bekommt. Ein fiedelnder Nachbar nimmt ihn unter seine Fittiche, reicht ihn aber bald weiter in die Stadt: Der Junge ist zu gut.
So beginnt eine bemerkenswerte Karriere, die ihn als letzter Schüler eines alten Musikprofessors und Protegés eines wohlhabenden Augenarztes zwar nicht in die großen Konzertsäle führt, aber immerhin in die Häuser der reichen Hamburger. Wiederum kann und will er sich nicht anpassen. Er hat doch nur die Musik und weiß sonst wenig von der Welt und gar nichts von der Kunst. Noch viel weniger von allem anderen, was seinen gebildeten Zuhören wichtig zu sein scheint. Dann gerät Deutschland sowieso aus den Fugen.
Svenja Leiber Sprache ist punktgenau dem Volk vom Maul abgeschaut, humorvoll, direkt, manchmal brutal, ehrlich und voller Liebe für ihr kleines, hochlebendiges Völkchen von Dörflern und Städtern, die Ruvens Lebensweg mal begleiten, mal kreuzen, manchmal dergestalt, dass man meinen möchte, solche Zufälle gibt es doch gar nicht. Nun gut, es gibt sie doch, jedenfalls hier und bisweilen ja auch im richtigen Leben. Es wird geliebt, gelitten und gestorben und Letzteres sehr oft zur Unzeit, da macht man auch als Leser ganz schön was durch.
Über 4 Generationen erleben wir erst gemächlich, dann immer geraffter, wie Deutschland in den Abgrund und wieder heraus taumelt, wie das Gift der Ideologie das dörfliche Miteinander zersetzt und das städtische sowieso, und wie ein Krieg und dann noch einer Land und Menschen zerstören kann. Ebenso dass man viel, sehr viel Glück braucht, damit das nicht passiert.
Ein wirklich großartiges Buch, großartig gelesen von einem meiner Lieblingssprecher Burghart Claußner.
Ganz, ganz dicke Empfehlung!
Gelesen und empfohlen von G. Kuen