Als der Himmel uns gehörte von Charlotte Roth – Roman
Auf 2 Zeitsträngen erzählt die Autorin ihre Geschichte, die in der Gegenwart in London um im Jahre 2011 spielt und in der Vergangenheit kurz vor der Olympiade 1936, die das damalige Hitlerregime ausrichtete. Die Olympischen Spiele, welche eigentlich der Völkerverständigung dienen und den Frieden unter den Menschen festigen sollten, gerieten in Berlin in der Folgezeit eher ins Gegenteil.
Die Geschichte von Jennifer, die im London des Jahres 2011 für die Olympiade trainiert und aufgrund nervlicher Belastung immer wieder kapituliert, bildet das Grundgerüst dieser Erzählung, die dann in der Vergangenheit tief in die Zeit zwischen den Weltkriegen und die Zeit des Hitler Regimes eintaucht.
Jennnifers Großmutter Alberta Rat, war eine der ersten Frauen, die an den Olympischen Spielen im Jahre 1936 teilnahm und im Bogenschießen eine Goldmedaille holte. Bei ebendieser, die später auch die Paralympics begründete, möchte Jennifer sich Rat holen, um ihre Angst vor dem Olympialauf zu überwinden.
»Als der Himmel uns gehörte« ist ein Buch, das im Gedächtnis bleibt, weil der Inhalt begeistert, zum Nachdenken anregt und eine Sogwirkung hervorruft, der man sich nur schwer entziehen kann.
Sehr gut nachvollziehbar wird die Grundidee der Olympischen Spiele transportiert, welche die Völkerverständigung und den Frieden unter den Nationen sichern sollten. Aber eben auch wie die Sportler und ihre Ideale ausgeschlachtet und für für Hitlers Vorhaben missbraucht wurden, konnte ich gut erkennen. Die Zeit zwischen den Weltkriegen steht dem Leser mit all seinen Facetten vor Augen und man fiebert mit den Protagonisten – die absolut gelungen gezeichnet sind – mit.
Viele Themen werden angesprochen: Judenverfolgung, Euthanasie, aber auch die Begeisterung, die Hitler mit seinen olympischen Spielen bei der deutschen Bevölkerung hervorrief. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und den Nachwirkungen des Versailler Vertrags hat er dem deutschen Volk nicht nur seine Würde wiedergegeben, sondern auch Arbeitsplätze geschaffen. Doch mit welchen Konsequenzen und welchem Missbrauch dieser an sich friedlichen Veranstaltungen.
Die Liebe spielt in diesem Roman natürlich auch eine Rolle und würzt das Ganze zudem. Positiv möchte ich hier noch das Glossar erwähnen, indem man nachlesen kann, was tatsächlich Fakten sind und wo die Fiktion einsetzt. Es hat mich auch dazu angeregt, mir im Internet mehr über Olympia 1936 anzusehen…
Charlotte Roth hat hier einen wirklich gelungenen Roman vorgelegt, den ich jedem ans Herz legen möchte, der Zeitgeschichtliches auf unterhaltsame, aber auch informative Art und Weise präsentiert bekommen möchte.
Tolle Unterhaltung mit Tiefgang.
Gelesen und empfohlen von G. Kuen