Buchtipp – Schweigend steht der Wald

Schweigend steht der Wald von Wolfram Fleischhauer

Anja Grimm ist Forststudentin und macht ein Praktikum. Gemeinsam mit einem Kollegen ist sie zum Kartieren in einem Wald unterwegs, ausgerechnet in der Gegend, in der vor 20 Jahren ihr Vater spurlos verschwunden ist. Bis heute Leben Anja und ihre Mutter in Ungewissheit, was damals geschehen ist, eine Leiche wurde nie gefunden. Als Anja auf einer Waldlichtung merkwürdige Bodenproben entnimmt, ahnt sie noch nicht, in was für ein Wespennest sie damit sticht. Kurz darauf gibt es zwei Tote und es kommen alte Geheimnisse ans Licht, die von manchen lieber begraben worden wären. Angetrieben von dem Wunsch, endlich Gewissheit über das Schicksal ihres Vaters zu bekommen, erkennt Anja nicht in welche Gefahr sie sich selbst bringt, denn um ihre Geheimnisse zu bewahren, sind manche Bewohner des kleinen Ortes Faunried im Bayerischen Wald anscheinend sogar bereit zu töten.
Viel mehr mag ich zum Inhalt jetzt auch nicht verraten, ich will ja Niemandem hier die Spannung ersparen…

Auf den ersten Seiten kann das Buch vielleicht etwas verwirrend sein durch eine Reihe von Fachbegriffen und viele Namen, doch dann entsteht ein regelrechter Sog und eine sehr geheimnisvolle, düstere Stimmung, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Eine Idee, welches Geheimnis das Dorf zu verbergen versucht, hatte ich ziemlich bald, aber die Details, die nach und nach enthüllt werden, haben mich ganz schön erschüttert.

Die Protagonistin Anja Grimm ist sympathisch und überzeugt durch ihre offene, wissbegierige Art. Faszinierend fand ich ihre Fähigkeit, den Wald zu „lesen“, anhand kleiner Hinweise durch Pflanzen und Bodengegebenheiten eine Geschichte herauszufinden, die Jahre zurückliegt…

Wolfram Fleischhauer ist ein großartiges, spannendes und auch aufwühlendes Buch gelungen. Es werden viele Themen angerissen, die mich zum Nachdenken bringen. Es ist auch eine Liebeserklärung an den Deutschen Wald, zumindest dort, wo es ihn noch gibt und wo er nicht nur noch zu einer Anbaufläche von Nutzholz verkommen ist. Es ist aber auch eine düstere Geschichte, die weit in die deutsche Vergangenheit zurückreicht und sich mit Fragen von Schuld und Verantwortung, von Verdrängung und Aufarbeitung beschäftigt.

Das Buch hat das Zeug zum Spitzenkrimi, auch wenn nicht Krimi oder Thriller draufsteht!
Das Hörbuch wird übrigens von Detlef Bierstedt hervorragend gelesen.

Buch und Hörbuch sind bei uns in der Bücherei ausleihbar, außerdem ist von Wolfram Fleischhauer auch „Das Buch, in dem die Welt verschwand“ vorhanden.

Gelesen und empfohlen von G. Kuen.

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